One day baby, we’ll be old
oh baby, we’ll be old
And think of all the stories that we could have toldOne day / Reckoning Song – Asaf Avidan & The Mojos
Vor mittlerweile mehr als vier Jahren habe ich mein Auto verkauft, meine Wohnung vermietet und Deutschland den Rücken gekehrt.
Das war die mutigste – und gleichzeitig beste Entscheidung die ich je getroffen habe.
Ich habe diesen Schritt bisher nie bereut und heute kann ich sagen:
ich führe genau das Leben, das ich mir wünsche.
Um diesen Status abzuchecken, stelle ich mir übrigens regelmäßig folgende Frage:
Wenn ich morgen sterben würde, hätte ich dann das Gefühl etwas verpasst zu haben?
Meine Antwort darauf ist eigentlich schon seit langem:
Wenn ich morgen sterbe, was wirklich echt schade wäre, habe ich bis zu diesem Zeitpunkt alles mitgenommen was möglich war.
Ich habe gelebt, mit jeder Faser, und habe das gemacht was mich glücklich macht!
Falls meine Antwort auf diese Frage jemals anders ausfallen wird –
nun denn, dann muss ein Plan B her. Und eine Veränderung.
Und wenn Du morgen sterben würdest, glaubst Du, Du hättest etwas verpasst?
Na was ist Deine Antwort?
Um eines vorweg zu schieben:
Ja, ich bin sehr glücklich mit meinem Leben.
Aber das heißt nicht, dass ich Dir deshalb rate Tauchlehrer zu werden.
Du musst das finden, was Dich glücklich macht.
Und dabei ist egal, ob das in Deutschland oder in Kasachstan, oder sonst wo ist.
Und es ist auch egal ob Du als Tauchlehrer, Bäcker oder Künstler lebst.
Die Frage ist nämlich was Du willst, was für Dich richtig ist.
Und nein –
auch mein Leben ist kein dauerhafter Regenbogen mit freudig galoppierenden Einhörnern.
Teilweise ist es sehr schwer, unfassbar nervig, anstrengend und ja, manchmal kann es auch ganz schön einsam sein.
Trotzdem kann ich mir derzeit nichts anderes vorstellen.
So weit so gut.
Vielleicht überlegst Du Dir gerade, wie Du es am besten anstellst, dem stressigen Alltag, dem schlechten Wetter und all Deinen Problemen in Deutschland möglichst schnell zu entfliehen.
Dafür könntest Du z.B. eine meiner Lieblings TV Shows im deutschen Fernsehen zu Rate ziehen.
Auf RTL 2 wird Dir in der Sendung „Goodbye Germany“ wöchentlich vorgelebt,
wie „Schakeline“ und „Dschastin“, gemeinsam mit ihren Eltern, ohne Sprachkenntnisse und auf dem letztem Ersparten in Richtung Tunesien reisen, weil der Pauschalurlaub dort ja
„ach so scheen“ war.
Im Gepäck Wurstbrote, verwegene Pläne und die Hoffnung auf ein besseres Leben am Strand, selbstverständlich mit weniger Arbeit und mehr Wohlstand.
Spätestens wenn die Business Idee eine Minigolfanlage in der Wüste aufzumachen gescheitert ist, und die bürokratischen Hürden es unmöglich machen, ein Currywurstbude in Hammamet zu eröffnen, dann ist der Jammer groß.
Damit es Dir nicht ergeht, wie „Schakeline“, „Dschastin“ und ihren Eltern, musst Du Dir also vor Deiner Abreise ein paar Gedanken machen.
Bevor ich zu den organisatorischen Details komme bitte ich Dich, Dir eine wichtige Frage zu stellen. Nämlich:
Warum willst Du eigentlich auswandern?
Denn eines ist sicher:
Deine Probleme, die kommen mit. Die kannst Du nicht zurück lassen.
Im Zweifelsfall werden die sogar größer, wenn Du erstmal Dein soziales Netz verlässt.
Aber das nur am Rande. Jetzt kommen wir zu den Fakten!
Goodbye Germany: Der Plan
Deutschland zu verlassen, bedeutet allem voran, dass Du jede Menge Sicherheiten aufgibst.
Sofern Du innerhalb in Europa bleibst, ist der Übergang etwas „softer“, gehst Du aber gleich auf ganz große Reise, ist es der buchstäbliche Sprung ins kalte Wasser.
In den meisten Fällen bedeutet „Goodbye Germany“ nämlich auch „Goodbye Versicherung“
Gemeint ist damit: Krankenversicherung, Reiseversicherung, Altersversicherung, Haftpflichtversicherung und so weiter und so fort.
Für mich, als sicherheitstechnisch doch eher konservativ veranlagten Menschen, ein großes Thema.
Die Sache kann mitunter sehr kompliziert sein und ist immer wieder aufs Neue furchtbar nervig.
Abmelden in Deutschland – Goodbye Wohnhaft in: ???
In den meisten Fällen ist es am besten, wenn Du Dich vollständig in Deutschland abmeldest.
Denn nur so kannst Du aus Deiner Krankenversicherung austreten.
Da es in Deutschland verpflichtend ist, eine KV zu haben, musst Du nachweisen können, dass Du gar nicht im Land lebst.
Falls Du Dich gerade fragst, ob Du nicht einfach angemeldet und versichert bleiben kannst:
Nein, das kannst Du nicht.
Denn zunächst einmal erlischt Dein Versicherungsschutz ohnehin, wenn Du Deinen Lebensmittelpunkt nicht in Deutschland hast,
d.h. wenn Du mehr als XX Tage im Jahr im Ausland verbringst,
zum anderen müsstest Du sie komplett selbst zahlen, da Dein Arbeitgeber ja keinen Anteil übernimmt.
Fazit: hohe Kosten und keine Leistung.
Es hilft also alles nichts, Du musst raus aus der Versicherung.
Falls Du es irgendwie hinbiegst, aus der KV auszutreten und in Deutschland angemeldet zu bleiben, kann Dich das im schlimmsten Fall in den finanziellen Ruin treiben.
Wenn Du nämlich doch irgendwann zurück wolltest, müsstest Du für alle Monate Deiner Abwesenheit die Versicherung nachzahlen (oder hast alternativ einen riesen Stress Deinen Auslandsaufenthalt lückenlos nachzuweisen. Definitiv beides Dinge, die es unbedingt zu vermeiden gilt).
Also Obacht!!!
Eine Abmeldung bringt allerdings auch steuerliche Vorteile mit sich und ermöglicht Dir aus laufenden Verträgen (Handy, Fitness-Studio und Co.) vorzeitig auszutreten.
Aber gleichzeitig erlöschen auch andere Versicherungen –
d.h. Du musst gründlich alle Deine Policen überprüfen.
Nebenbei kannst Du Dir die mit einem Job im Ausland ohnehin kaum leisten. Ganz zu schweigen von einer Versicherung, die Du nur zahlst und die nicht mal mehr gültig ist.
2) Salut Auslandskrankenschutz!
Ich versuche schon immer irgendeine Art von Krankenversicherung abzuschließen.
Aber auch hier ist Vorsicht geboten.
Eine Reiseversicherung hilft Dir nämlich kein Stück weiter. Denn Du bist ja kein Reisender mehr.
Wenn Du mehr als XX Tage pro Jahr im Ausland verbringst, und / oder keinen Wohnsitz in Deutschland mehr hast, handelt es sich laut Versicherung nicht mehr um eine Reise.
Du brauchst also eine Versicherung für Leute, die im Ausland arbeiten.
Bevor Du Dich jetzt wild in die Suche stürzt, solltest Du Dein zukünftiges Gehalt in die Überlegungen miteinbeziehen.
Du wirst Dir vermutlich erstmal keine besonders gute Privat KV für Auslandsdeutsche leisten können.
Also schau Dich lieber nach einem günstigen Kompromiss um.
Derzeit bin ich bei der Hanse Merkur, das ist meine „Not“ Versicherung, falls wirklich mal was Schlimmes passiert, während ich normale Arztbesuche etc. selbst zahle.
Das ist im Ausland meistens sehr viel günstiger, als eine teure Versicherung.
Ganz ohne Versicherung loszuziehen wäre allerdings irgendwas zwischen mutig und einfach nur dumm.
3) Goodbye Germany – Hallo Perspektive
Als ich Deutschland damals verlassen habe, war das ne große Sache für mich, genauso wie für meine Familie und Freunde.
In kleinen Etappen hab ich mich erstmal bis nach Zypern getraut und erst Jahre später, den Schritt nach Asien gewagt.
Trotzdem war das durchaus heftig. Psychisch und organisatorisch.
Anders als „Schakeline“, „Dschastin“ und ihre Eltern, bin ich aber nicht mit den letzten Kröten im Geldbeutel auf eine ungewisse Zukunft in Richtung Glück losgepilgert.
Ich war finanziell durchaus abgesichert, hatte einen europäischen Arbeitsvertrag und einen Plan in der Tasche!
Und trotzdem war es schwer genug!
Der Moment, wenn Du mit Deinen Habseligkeiten plötzlich alleine in der Ankunftshalle stehst und feststellst, dass Du buchstäblich gerade in Deinem neuen Leben gelandet bist, ist schon, na sagen wir mal „intensiv“.
Da kann ich Dir nur dringend ans Herz legen, dass Dich jemand am Flughafen abholt, Dich in Deine Unterkunft bringt und Du weißt, wann Dein erster Arbeitstag sein wird.
Bei mir war es damals mein Basisleiter, die Unterkunft war im Staff-Bereich einer Hotelanlage und der Job startete zwei Tage später.
4) Arbeitsbedingungen im Paradies
Wir jammern ja alle immer gerne.
Aber wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, sind die Arbeitsbedingungen in Deutschland gar nicht soooo verkehrt.
Angefangen von den Gehältern, über Arbeitszeiten, Krankengeld und Kündigungsschutz.
Als Auswanderer wirst Du Dich damit anfreunden müssen, dass Du mehr arbeitest, für weniger Geld, nur dann bezahlt wirst, wenn Du auch anwesend bist und dass ein Kündigungsschutz praktisch nicht existiert.
Aber hey, dafür lebst Du da wo andere Urlaub machen.
Du wachst vom Rauschen des Meeres auf und kannst Deine komplette Freizeit, oder das was davon übrig bleibt, am Strand verbringen.
Seit 2012 arbeite ich mind. 6 Tage pro Woche.
In der Hochsaison auch mal mehrere Wochen am Stück. Ist auch irgendwie Ehrensache, denn man lässt seine Kollegen und den Chef nicht hängen.
In Deutschland allerdings hätte ich mich strikt geweigert jemals so viele Stunden zu arbeiten. NEVER EVER!…im Ausland hingegen ist es normal – und es geht keinem anders.
Für mich ist es trotzdem ein guter Deal.
Es ist zwar Arbeit, aber es fühlt sich nicht wie Arbeit an.
Auch in Sachen Krankheit, Kündigungsschutz und Co. hatte ich bisher keine Probleme.
Es lief sicherlich nicht immer alles akkurat nach Vertrag ab, aber es hat sich immer eine gemeinsame Lösung gefunden, mit der beide Seiten leben konnten.
Nur auf Dein Recht pochen, und vor’s Arbeitsgericht ziehen, das kannst Du natürlich nicht.
Ein ganz wichtiger Punkt ist hierbei natürlich auch der Arbeitgeber
Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht!
Es werden nämlich sehr viel mehr unseriöse Jobs angeboten, als gute.
Du glaubst gar nicht, wie oft bei mir sämtliche Alarmglocken klingeln, wenn ich mich durch die Job-Boards für Tauchlehrer klicke.
Hier hilft alles nichts, Du brauchst eine gesunde Skepsis und musst ein gewisses Bauchgefühl entwickeln.
Grundsätzlich habe ich immer einen detaillierten Fragenkatalog, mit dem ich meinen neuen Chef löchere, bestehe darauf meinen Vertrag vor der Anreise (wichtig!) zu erhalten, und befolge meine
“Goldene Regel”:
Habe immer (!!!), ausnahmslos, genug Geld für ein Rückflugticket und notfalls die Unterkunft in einem Hotel auf dem Konto.
Reise niemals ohne Kreditkarte und Bargeld.
Falls nämlich alles schief geht, kannst Du immer noch den Rückzug antreten.
Je nachdem, wohin es Dich verschlägt, können im schlechtesten Fall bis zu 2000 Euro Visa-Gebühren zusätzlich anfallen, auf denen Du sitzen bleibst, falls Du Deinen Vertrag nicht erfüllst.
Also mach es nicht wie „Schakeline“ und ihre Familie, sondern sorg dafür, dass Du genug Kohle hast!
5) We speak no Americano!
Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass Du mit Deutsch als einziger Sprache nicht sonderlich weit kommst?
Flüssig Englisch zu sprechen ist o b l i g a t o r i s c h.
Obwohl ich einen Englisch Leistungskurs hatte, ein paar Semester amerikanische Literatur studiert habe und mich als durchaus sattelfest im Englischen bezeichnet hätte, war der Anfang mehr als holprig.
Die ersten Kurse, die ich auf Englisch unterrichtete, waren ein Desaster und noch heute merke ich vor allem, in Diskussionen oder wenn es darum geht meine Gefühle auszudrücken, wo meine Limits liegen.
Und glaub mir…ich spreche seit Jahren hauptsächlich Englisch, lese auf Englisch und auch bei Filmen verzichte ich auf deutsche Synchronisationen.
Bis Du eine Fremdsprache so beherrschst, dass Du Dich und Deine Emotionen gescheit ausdrücken kannst…dauert es ewig.
Insbesondere dann, wenn Du wie ich, nicht der aller hellste Stern am Sprachenhimmel bist.
Für den Anfang sollte Dir daher zumindest klar sein, dass Du in der Lage sein musst, dem Arzt auf Englisch zu erklären wo der Schuh drückt, den Vormittag auf der Einwanderungsbehörde zu überstehen, eine Sim-Karte zu kaufen und was weiß ich noch alles zu erledigen.
Na?! Nicht ganz sicher, ob das klappt?
Dann doch lieber nochmal kurz einen Abstecher bei der Volkshochschule machen…
Denk immer an „Schakeline“ und „Dschastin“ in Tunesien.
Sei smart, lerne Englisch.
Je nachdem wohin Du auswanderst, kann Dich natürlich eine andere Fremdsprache weiter bringen. Aber meistens zumindest kommst Du mit Englisch überall mehr oder weniger gut durch.
6) Zu zweit ist man weniger allein
Allein sein – ganz großes Thema.
Goodbye Deutschland heißt nämlich auch Goodbye Familie und Goodbye Freunde.
Soziales Netz – Adieu.
Ein Neuanfang in einem neuen Land, in einer neuen Kultur und vermutlich in einer neuen Sprache.
Da ist es natürlich von Vorteil, wenn Du einen Partner in Crime hast, der mit Dir auswandert.
Ich habe meine ersten Schritte im Ausland allein gemacht und war in 1,5 Jahren auf Zypern oft richtig einsam.
Mir ist es schwer gefallen, in der „Clubatmosphäre“ Freundschaften zu schließen
und ich habe auch eine gewisse Anlaufzeit gebraucht um mich auf den schnelllebigen Tourismus einzustellen.
Eine neue Saison, d.h. neue Freundschaften schließen und dann wieder ein Abschied (oftmals für immer) nach nur wenigen Monaten.
Das lag mir sowas von überhaupt nicht.
Die meisten meiner Freunde zu Hause hatte ich seit Jahren. Und eben so lang hatte es gedauert, diese tiefen Freundschaften zu entwickeln.
Aber es hilft alles nichts, als Auswanderer musst Du schneller werden.
Das Gute ist jedoch, dass Du und Deine Kollegen im selben Boot sitzen und sich eigentlich jeder ein soziales Netz wünscht.
Also, nicht schüchtern sein und Freundschaften knüpfen.
Schnell.
Bevor die Saison wieder zu Ende ist und Du den ganzen Sommer alleine dagesessen hast.
Gemeinsam mit dem Partner / der Partnerin auszuwandern macht vieles einfacher.
Allerdings verleitet es gleichzeitig zu sozialer Faulheit.
Als Pärchen neigt man doch gerne dazu abends gemütlich einen Film zu gucken, statt auszugehen und Leute kennenzulernen.
Im Zweifelsfall denk dran, dass Du und Dein Schatzi Euch innerhalb kürzester Zeit so richtig auf die Nüsse gehen werdet, wenn ihr außer Euch beiden keine anderen Freunde findet.
Gar – Nicht – Gut.
Alles schon gehabt – alles schon probiert.
Nicht empfehlenswert.
Bei all den Abenteuern die Du erlebst, Deinen langen Arbeitszeiten und dem sozialen Stress, darfst Du trotzdem niemals vergessen den Kontakt mit zu Hause zu halten.
Ich persönlich, stecke vergleichsweise viel Energien in meine Familie und in meine Freunde daheim. Sicher, es könnte noch mehr sein, aber die meisten meiner Kollegen machen deutlich weniger.
Trotzdem schrumpft der „Circle of Trust“ zu Hause von Jahr zu Jahr.
Deren Leben geht weiter und Deines auch. It’s always rolling on.
Aber Obacht!!!
Denn wenn Du vergisst woher Du kommst, dann vergisst Du irgendwann auch wer Du bist.
Davon abgesehen gibt es doch nichts Schöneres, als eine liebe Email, eine Postkarte oder ein Päckchen von daheim zu bekommen und zu sehen, dass sie Dich nicht vergessen haben.
…selbst wenn Du seit zwei Jahren, am Arsch der Welt, auf einer Insel hockst.
7) Checkpoints
Nochmal zurück zu „Schakeline“, „Dschastin“ und ihren Eltern.
Also die Minigolfanlage in der Wüste lief nicht und die Currywurstbude in Hammamet konnten sie nicht eröffnen, weil sie keine Genehmigung für Schweinefleisch bekamen. So eine Sauerei!
Die Ersparnisse schrumpfen, die vier verlassen ihr Haus am Meer, ziehen in die kleine Wohnung in Tunis, die Stimmung erreicht den Nullpunkt, die Mama weint
– und am Ende ist es RTL 2, die ihnen die Flugtickets zurück nach Berlin spendieren.
Geläutert und back in good old Germany schwören sie sich, das nächste Mal aber nach Mallorca auszuwandern, denn dort versteht wenigstens jeder Deutsch.
Da Du nicht von RTL 2 bei Deinem sozialen Untergang begleitet werden möchtest, musst Du ab und zu mal checken, wie es gerade für Dich läuft.
Wie sieht die finanzielle Lage aus? Und gibt es eine Perspektive?
Falls das nicht der Fall ist, hilft nur ein Rückzug, bevor Du mit dem Rücken gegen die Wand stehst.
Ist ja keine Schande (solang kein TV-Sender Dein Rückflugticket bezahlt!!!), heimzufliegen und es einfach nochmal woanders zu probieren.
Sei es in einem anderen Job oder in einer anderen Gegend.
8) Durchhaltevermögen
Ich sag es Dir ganz ehrlich:
Wenn ich jedesmal heimgeflogen wäre, wenn ich geweint habe, das Leben scheiße war, oder ich nicht mehr wusste, ob ich das eigentlich alles überhaupt noch will…dann hätte ich heute vermutlich die goldene Miles&More Karte oder wäre Lufthansa Ehrengast.
Das Problem mit diesem besonderen Leben, fernab von zu Hause ist, dass Du alles irgendwie intensiver wahrnimmst.
Emotional bist Du viel empfänglicher.
D.h. die „Hochs“ sind viel höher und die die „Tiefs“ dementsprechend tiefer.
Vermutlich auch, weil Du vieles mit Dir alleine ausmachen musst.
Aber wenn es Dir mit Deinem Traum ernst ist, musst Du dran bleiben und darfst nicht beim ersten größeren Problem aufgeben und Deine sieben Sachen packen.
Egal wie doof es gerade läuft, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Ist doch immer so.
9) Finde ein Hobby
Goodbye Germany heißt auch Goodbye Schrebergarten und Goodbye Turnverein.
Du lässt vermutlich Dein Hobby, Deinen Verein und Deine liebste Freizeitbeschäftigung zurück.
Als ich damals mit meinen Divemaster Kurs angefangen habe, war einer der ersten und wichtigsten Ratschläge meines Instruktors und Mentors, dass ich ein Hobby finden muss.
Etwas anderes als Tauchen.
„Pah“ dachte ich mir. „Papperlapapp. Ich hab schließlich mein Hobby zum Beruf gemacht“.
So weit so gut. Aber wer sein Hobby zum Beruf macht, der hat kein Hobby mehr.
Das weiß ich heute – Jahre später.
Hey, keine Frage,
meine liebste Beschäftigung ist immer noch das Tauchen.
Daran hat sich überhaupt nichts geändert.
Aber das ist nichts, womit ich nach einem Arbeitstag mit 2-3 Tauchgängen meinen Feierabend verbringe.
Damit also der Gang zur Bar nicht zu Deiner einzigen Freizeitbeschäftigung wird, muss eine Alternative her.
Für mich ist das schon seit Jahren das Schreiben.
Vormals für Life&Dive und nun auf Pirategirl.
Außerdem bin ich ja seit neustem auch passionierte “Yogine” *hehe* (kurzes Update: ich sehe in Leggins immer noch scheisse aus).
Denn Dein Hobby wird das sein, was Dich an den weniger guten Tagen ablenkt.
Außerdem eine weitere Möglichkeit neue Freunde zu finden.
10) Das Leben ist schön
…oder?
Im letzten Punkt möchte ich nochmal gerne auf Anfang.
Und zur Frage:
Bist Du glücklich?
Denn das ist doch was zählt.
Du musst nicht als Märtyrer im Exil sitzen, nur weil Du Dich schämst, nach Hause zu fliegen.
(außer wenn RTL 2 da in irgendeiner Form involviert ist!!!)
Wenn Du merkst, dass es die falsche Entscheidung war Deutschland zu verlassen, dann geh eben zurück.
Wir sind auf der Welt um zu leben, um Erfahrungen zu machen und auch um Fehler zu machen.
Und es kann Dir zumindest niemand sagen, dass Du es nicht immerhin versucht hättest!
Also hau rein und lebe! Damit Du was zu erzählen hast, wenn Du alt bist!
Bist Du schon ausgewandert und hast Tipps und Tricks?
Oder denkst Du gerade darüber nach und hast noch Fragen?
Dann rein damit in die Kommentare!
Liko says
Immer wieder erfrischend. ?
Leenah says
Danke 😀
Anna says
Was soll ich sagen…wie immer…sooo TOLL geschrieben…ich bin dein größter Fan..und bin sehr, sehr stolz auf dich…Chapeau…du bist ein ganz besonderer Mensch…
In Liebe
Deine Gody :-*
Leenah says
Danke meine liebe Gody :*
Du bist wie immer ein Schatz!
Drück Dich ganz feste aus der Ferne!
Bald sehen wir uns ja mal wieder <3
Elfi says
Klasse geschrieben – kann ich alles nur unterstreichen!
Zur KV: Es gibt noch die Moeglichkeit, sie aufrechtzuerhalten, aber ohne jede Leistung, mit der Option, sie fortzufuehren, wenn man wieder zurueckkehrt. Darauf habe ich allerdings verzichtet – es haette mich 75 €/Monat gekostet, ohne jegliche Leistung.
Ich lebe nun sei ueber 10 Jahren ohne KV, was im Fall eines Unfalls oder einer schweren Krankheit ziemlich unguenstig waere. Daher sollte man immer genug finanzielle Reserven haben.
Leenah says
Diese Möglichkeit hat man mir auch aufgezeigt, ergibt aber gar keinen Sinn für mich. Warum sollte irgendwer Geld in ne KV einzahlen ohne überhaupt irgendeine Leistung zu haben.
Zumal die Gesetzliche Dich sowieso wieder nehmen MUSS, falls Du mal nach Deutschland zurück gehst.
Bei einer privaten Zusatzversicherung ist das nochmal was anderes, da hatte ich auch in den ersten 3 Jahren eine Anwartschaft laufen, aber bei der “Kasse” sehe ich das gar nicht ein.
Naja, immerhin hast Du 10 Jahre auch ohne KV überlebt 😉
manchmal sind wir Deutschen auch gerne ein bißchen übervorsichtig und überversichert.
Elfi says
Den meisten Stress hatte ich uebrigens im Ausland immer mit meinem deutschen Bankkonto. Mal sperrte das Finanzamt mein ganzes Konto, weil meine fruehere Steuerberaterin mich nicht informiert hatte, dass ich noch 400$ MWSt. zu zahlen hatte – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als ich in Madagaskar meinen Transporter mit meinem ganzen Hausrat aus dem Zoll holen wollte!
Mal machte die Bank den Internetzugang sicherer, wofuer man einen TAN-Generator brauchte – den mir erst Monate spaeter jemand mitbringen konnte. Das heisst, ich hatte lange Zeit keinen Zugang zu meinem eigenen Konto!
Deshalb: Unbedingt genuegend Reserven und ein Konto in Eurem neuen Heimatland haben!
Leenah says
Wow!
DAS ist ein guter Tipp. Bisher hab ich nämlich fast immer mein ganzes Geld auf meinem dt. Konto gehabt. Vor allen Dingen auch deshalb, weil die Wirtschaftslage im Gastland jeweils nicht optimal war.
Auf Zypern waren ja damals alle Konten eingefroren (2013), weil der Staatsbankrott bevor stand,
und die Malediven sind so korrupt, dass Du als Ausländer Dein Geld keinesfalls längere Zeit auf einem Konto im Land behalten solltest.
Von daher hab ich immer versucht alles nach Deutschland zu schaffen.
Aber ich hab mir jetzt vorgenommen, mir noch ein zusätzliches Konto bei der DKB einzurichten. Dass ich wenigstens mal zwei komplett unabhängige Konten und Kreditkarten habe.
Deine Story hat mir gerade ein bißchen den Hals zugeschnürt *grusel*
In welches Land hat es Dich überhaupt verschlagen?
Eugen Stranz says
Auch Steve Jobs stellte sich damals jeden Morgen vor den Spiegel und fragte sich: “Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich heute das tun, was ich vorhabe zu tun?”
Gänsehaut Moment beim Lesen dieses Artikels. Das ist die wichtigste Frage, die man sich stellen muss und gleichzeitig die schwerste, weil die Antwort eine brutale Ehrlichkeit verlangt.
Sehr inspirierender Artikel. Ich bewundere dich für deinen Mut.
Danke 🙂
Leenah says
Lieber Eugen,
vielen vielen Dank für diesen Kommentar.
Ich habe mich riesig gefreut!
Gerade in Deutschland bekomme ich auch oft Gegenwind und starke Kritik,
da sind so liebe Worte immer ganz besonders wichtig!
Alles Liebe,
Lena